Keine Angst vor den Wechseljahren – Tipps und Therapien von Freundinnen für Freundinnen

Wechseljahre am Arbeitsplatz


Krankschreibung: Wechseljahre

Warum die hormonelle Umstellung am Arbeitsplatz thematisiert werden muss

Du hast die Nacht wieder mal kein Auge zubekommen? Beim Frühstück wirst du schlagartig von einer Hitzewallung überrascht? Auf der Arbeit angekommen, reagierst du genervt auf jegliche Interaktion mit deinen Kolleg:innen? Du fühlst dich in deinem Selbstbewusstsein eingeschränkter als sonst? Wenn dir das alles bekannt vorkommt, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass du in den Wechseljahren steckst. Als ich die o.g. Symptome bei mir feststellte, kam mir überhaupt nicht der Gedanke, dass dies etwas mit meiner körperlichen hormonellen Umstellung zu tun haben könnte, die bei jeder Frau unterschiedlich verläuft. Nach einem Gespräch mit meiner Gynäkologin wurde dann bestätigt, dass ich mitten in den Wechseljahren stecke.

Wie Symptome den (beruflichen) Alltag einschränken

Dass mich die Symptome in meinem Alltag und insgesamt in meiner Lebensqualität einschränken würden, wusste ich. Doch zusätzlich stellte ich fest: Auch mein Job wurde mehr und mehr dadurch beeinflusst. Durch die häufigen Schlafstörungen konnte ich mich auf der Arbeit oft nicht richtig konzentrieren, was sich leider teilweise in meinen Arbeitsergebnissen widerspiegelte. Außerdem muss ich zugeben, dass ich zunehmend genervt auf meine Mitmenschen, insbesondere meine Kolleg:innen, reagierte. Unter dem Strich fiel es mir an einigen Tagen schwer bei meinem Job Vollgas zu geben. Manchmal sogar so schwer, dass ich aufgrund der Symptome nach der ersten Tageshälfte nach Hause gehen oder mich für einen ganzen Tag krankschreiben lassen wollte. 

Aber die „Wechseljahre“ als Begründung für eine Krankschreibung? Da gehen viele Arbeitgeber (noch) nicht mit. In Deutschland gibt es bisher kaum Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren, obwohl diese dabei helfen könnten, dass Betroffene länger im Unternehmen bleiben und ihre Zufriedenheit gesteigert wird. Bis jetzt ziehen Frauen jedoch ihre eigenen Konsequenzen aus der Tabuisierung des Themas. Einige gehen früher in den Ruhestand, reduzieren Arbeitsstunden oder wechseln den Arbeitsplatz.

Wie sollen wir Frauen also mit den Wechseljahren im Alltag und besonders am Arbeitsplatz umgehen, ohne belächelt zu werden oder uns in unserem Selbstbewusstsein gekränkt zu fühlen? Mir persönlich hat es vor allen Dingen geholfen, mich mit meinen Kolleginnen auszutauschen. Sie wussten genau, wovon ich rede und schilderten ebenso ihre eigenen Erfahrungen in diesem Lebensabschnitt. Daher waren sie mir auch nicht böse, wenn ich manchmal etwas ungezügelt reagierte. Und wenn ich bereits auf dem Weg zur Arbeit merkte, dass meine Stimmung aufgrund von Schlafstörungen o.ä. nicht die beste ist, habe ich das offen in meinem Team kommuniziert. Dieser offene Umgang mit den Wechseljahren sollte nicht nur auf Ebene der Mitarbeitenden, sondern ebenfalls auf der Ebene der Führungskräfte stattfinden, um der Tabuisierung der Wechseljahre in Unternehmen langfristig entgegenzuwirken.

Was du gegen die Beschwerden tun kannst

Zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden lassen sich viele Frauen ärztlich beraten, nutzen Entspannungs- oder Meditationstechniken oder nehmen verschiedene Therapiemaßnahmen in Anspruch, z. B. Hormonersatztherapie, Psycho- oder Physiotherapie – hier muss jede Frau die für sich beste (Therapie-)Option finden, da es keine Universallösung für die Beschwerden gibt. Auch ich wusste anfangs nicht, was ich dagegen unternehmen kann. Besonders im Sommer empfinde ich meine Hitzewallungen aufgrund der hohen Temperaturen als noch belastender als sonst, sodass ich die Gleitzeit und die Home-Office-Möglichkeiten bei meiner Arbeitsstelle voll ausnutze. Da wir keine Klimaanlage haben, ist luftige Kleidung meine Rettung im Sommer. Im Winter hingegen solltest du unter deinem Pullover oder Cardigan ein weiteres Oberteil tragen, um bei plötzlich eintretenden Hitzewallungen ein Kleidungsstück auszuziehen. Da es bei uns keinen Dresscode gibt, kann ich mich den Beschwerden entsprechend anziehen. Bei vorgeschriebener Arbeitskleidung ist das natürlich schwieriger. Hier würde ich dir empfehlen das Gespräch mit deiner Führungskraft zu suchen, um bestenfalls eine Lösung zu finden. 

Ausblick: die Rolle der Wechseljahre in Unternehmen

Zum Abschluss des Artikels möchte ich betonen, dass du deine Wechseljahre nicht verheimlichen solltest. Sie gehören zum Leben vieler Frauen dazu und begleiten dich in ein neues Lebenskapitel. Es geht daher nicht um die Frage, wie wir den beruflichen Alltag trotz der Wechseljahresbeschwerden bewältigen, sondern wie wir ihn mit den Herausforderungen meistern. In Deutschland entwickeln erste Projekte bereits innovative Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung für Frauen in den Wechseljahren. Großbritannien liegt in der Erarbeitung von Maßnahmen weit vorne. Es bleibt spannend, wie lange es noch dauern wird, bis erste Konzepte flächendeckend in Unternehmen eingesetzt werden.